"Was ist ein auktorialer ErzÀhler?"

Frag Robi

Robis Antwort auf die Frage

"Was ist ein auktorialer ErzÀhler?"

Die Figur des auktorialen ErzĂ€hlers fĂŒhrt uns durch die Welt der Literatur wie ein allwissender FĂŒhrer, der nicht nur die Handlung kennt, sondern auch in die tiefsten Winkel der Charaktere blicken kann. Der auktoriale ErzĂ€hler ist eine ErzĂ€hlinstanz, die hĂ€ufig in Romanen des 19. Jahrhunderts auftritt, insbesondere in der deutschen Klassik und Romantik. Dieser ErzĂ€hlertyp ist dadurch gekennzeichnet, dass er eine ĂŒbergreifende Perspektive auf die Geschichte hat und nicht auf die Sichtweise einzelner Figuren beschrĂ€nkt ist.

Er kann in die Zukunft schauen, Kommentare zum Geschehen abgeben und sein Wissen ĂŒber die Charaktere und Ereignisse mit dem Leser teilen, oft gepaart mit einer gewissen Meinung oder Bewertung. Der Autor nutzt den auktorialen ErzĂ€hler, um eine moralische, philosophische oder gesellschaftliche Aussage zu treffen und den Leser direkt anzusprechen. Dadurch entsteht eine besondere Art der Leserbeteiligung, die beim Leser zum Nachdenken anregen soll.

Die Existenz eines solchen ErzĂ€hlers schafft eine Distanz zum Geschehen, die dem Leser erlaubt, die Geschichte aus einer Metaebene zu betrachten. Zugleich wird ein GefĂŒhl der Sicherheit vermittelt, da der ErzĂ€hler als verlĂ€sslicher Informationsquelle agiert und Orientierung im narrativen Raum bietet.

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"Was ist ein auktorialer ErzÀhler?"

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WortMeister82

Was zeichnet den auktorialen ErzÀhlstil aus?

WortMeister82 // 15.03.2021
NarrativeNinja

Wie unterscheidet sich ein auktorialer ErzÀhler von einem personalen ErzÀhler?

NarrativeNinja // 07.08.2023
PlotTwistPaula

Kann ein auktorialer ErzÀhler auch in der Ich-Form schreiben?

PlotTwistPaula // 21.11.2022
FiktionFabian

Welche Wirkung hat ein auktorialer ErzÀhler auf den Leser?

FiktionFabian // 02.05.2021
BuchBuddy

In welchen literarischen Werken tritt hÀufig ein auktorialer ErzÀhler auf?

BuchBuddy // 30.01.2023

Das sagen andere Nutzer zu dem Thema

BibliothekarMax
BibliothekarMax
03.01.2024

Ein auktorialer ErzĂ€hler ist eine narrative Stimme in einem literarischen Werk, die allwissend ist und oft Kommentare oder Einsichten gibt, die ĂŒber das Wissen der Charaktere hinausgehen. Er kann auch direkt an den Leser appellieren und ist in seiner ErzĂ€hlweise nicht auf die Perspektive eines bestimmten Charakters beschrĂ€nkt.

Wortzauberin
Wortzauberin
03.01.2024

Der auktoriale ErzĂ€hler ist wie ein Regisseur im Buch, der nicht nur die Geschichte erzĂ€hlt, sondern auch hinter die Kulissen blicken lĂ€sst und die Handlungen der Charaktere mit eigener Meinung kommentiert. Man hat das GefĂŒhl, eine höhere Instanz fĂŒhrt einen durch die Geschichte.

LeseratteJulian
LeseratteJulian
03.01.2024

In den BĂŒchern, wo ein auktorialer ErzĂ€hler zum Einsatz kommt, fĂŒhle ich mich manchmal wie ein SchĂŒler, der von einem weisen Lehrer durch die Handlung gefĂŒhrt wird. Dieser ErzĂ€hlstil schafft eine besondere Distanz zum Geschehen und erlaubt Einblicke in die Motivationen und Gedanken aller Figuren.

AusfĂŒhrliche Antwort zu

"Was ist ein auktorialer ErzÀhler?"


Definition des auktorialen ErzÀhlers

Ein auktorialer ErzĂ€hler ist eine narrative Stimme in einem literarischen Werk, die sich durch ihre GottĂ€hnlichkeit auszeichnet. Im Gegensatz zu Ich-ErzĂ€hlern oder personalen ErzĂ€hlern, die die Geschichte aus einer subjektiven Perspektive schildern, hat der auktoriale ErzĂ€hler eine ĂŒbersichtliche, allwissende Position inne. Er kennt sĂ€mtliche Aspekte der Handlung, alle Gedanken und GefĂŒhle der Figuren und kann darĂŒber hinaus auch Bewertungen und allgemeine Kommentare abgeben.

Merkmale des auktorialen ErzÀhlstils

Zu den charakteristischen Merkmalen des auktorialen ErzĂ€hlstils zĂ€hlt die Möglichkeit, innerhalb der ErzĂ€hlung frei zu schweifen. Der auktoriale ErzĂ€hler kann zwischen Zeiten, Orten und verschiedenen Figurenperspektiven wechseln, ohne an die Sichtweise einer einzelnen Figur gebunden zu sein. HĂ€ufig spricht er den Leser direkt an, um Reflexionen oder Interpretationen anzubieten. Außerdem ist es ihm möglich, ĂŒber das Geschehen hinaus Informationen zu liefern, die fĂŒr das VerstĂ€ndnis der Geschichte und ihrer Kontexte essenziell sein können.

Funktion des auktorialen ErzÀhlers

Die Funktion des auktorialen ErzÀhlers liegt vor allem darin, eine Metaebene zu der erzÀhlten Geschichte zu etablieren. Er schafft damit eine Distanz, die es dem Leser ermöglicht, die Handlung kritisch zu reflektieren. Gleichzeitig dient der auktoriale ErzÀhler als verlÀssliche Informationsquelle und gibt Orientierung. Seine Einsichten und Kommentare können dem Leser helfen, Themen und Motive des Werks besser zu verstehen und stÀrken damit die didaktische Wirkung der Literatur.

Abgrenzung zu anderen ErzÀhlertypen

Im Vergleich zu anderen ErzĂ€hlern unterscheidet sich der auktoriale ErzĂ€hler durch seine allumfassende Kenntnis. WĂ€hrend der personale ErzĂ€hler sich stark mit einer Figur identifiziert und deren Wahrnehmung schildert oder ein Ich-ErzĂ€hler als Figur innerhalb der Geschichte auftritt, steht der auktoriale ErzĂ€hler ĂŒber den Figuren und dem Geschehen. Diese ErzĂ€hlweise erlaubt eine deutlich umfassendere Darstellung der Welt und ihrer ZusammenhĂ€nge, als es aus der Perspektive einer Figur möglich wĂ€re.

Bedeutung des auktorialen ErzÀhlers in der Literaturgeschichte

In der Literaturgeschichte hat der auktoriale ErzĂ€hler vor allem in der Zeit der deutschen Klassik und Romantik eine bedeutsame Rolle gespielt. Autoren wie Goethe oder Schiller nutzten diese ErzĂ€hlstimme, um komplexe gesellschaftliche und philosophische Ideen zu transportieren. In der Moderne tritt der auktoriale ErzĂ€hler seltener auf, was teilweise dem Einfluss des Realismus und dem Bestreben nach einer authentischeren und subjektiveren Darstellung zugeschrieben wird. Jedoch bleibt der auktoriale ErzĂ€hler ein prĂ€gnantes Beispiel fĂŒr die Kraft der Literatur, Leser in umfassende und vielschichtige Welten zu entfĂŒhren und dabei tiefere Einsichten zu vermitteln.

Einfluss auf den Leser

Der auktoriale ErzĂ€hler nimmt auf den Leser einen besonderen Einfluss, indem er eine auktoritative und allwissende Rolle spielt. Dadurch wird der Leser in eine Position versetzt, in der er dem ErzĂ€hler vertrauen und sich auf dessen EinschĂ€tzungen verlassen kann. Dies schafft nicht nur einen sicheren Rahmen fĂŒr die Rezeption der Geschichte, sondern ermöglicht es dem Leser auch, sich intensiver mit den Themen und Motiven des Werkes auseinanderzusetzen. Durch direkte Ansprachen und Reflexionsangebote wird der Leser aktiv in den Diskurs integriert, was zu einem tieferen VerstĂ€ndnis und hĂ€ufig zu einer kritischen Betrachtung der dargestellten Inhalte fĂŒhrt.

Beispiele berĂŒhmter auktorialer ErzĂ€hler

Zu den bekanntesten Beispielen auktorialer ErzĂ€hler gehören Figuren wie der ErzĂ€hler in "Der grĂŒne Heinrich" von Gottfried Keller oder Thomas Manns ErzĂ€hler in "Die Buddenbrooks". Diese sind dafĂŒr bekannt, ihre eigene Meinung ins Geschehen einfließen zu lassen und dem Leser metatextuelle Einsichten zu bieten. Auch Leo Tolstois "Krieg und Frieden" zeichnet sich durch einen auktorialen ErzĂ€hlstil aus, der es dem Schriftsteller ermöglicht, historische Ereignisse und individuelle Schicksale gleichermaßen auszuleuchten und zu kommentieren.

Die Rolle des auktorialen ErzÀhlers in der modernen Literatur

In der modernen Literatur wird der auktoriale ErzÀhler sparsamer eingesetzt, da ein Trend zur stÀrkeren Fokussierung auf individuelle Perspektiven und eine subjektive Darstellung zu beobachten ist. Dennoch findet dieser ErzÀhlertyp vereinzelt Verwendung, etwa in magischem Realismus oder in postmodernen Werken, wo er mitunter dazu dient, die ErzÀhlstruktur zu hinterfragen oder die Grenzen zwischen Fiktion und RealitÀt zu verwischen. Eine solche Anwendung findet sich beispielsweise in den Werken von Salman Rushdie oder Italo Calvino.

Interpretationsspielraum und Kritik

Obwohl der auktoriale ErzĂ€hler umfassendes Wissen bietet, ermöglicht oder erfordert dieser ErzĂ€hlstil auch einen gewissen Interpretationsspielraum. Der Leser mag durch die allwissende ErzĂ€hlweise dazu angeregt werden, die dargebotene Darstellung zu hinterfragen, da das ErzĂ€hlte trotz Allwissenheit des ErzĂ€hlers subjektiv gefĂ€rbt sein kann. Kritiker des auktorialen ErzĂ€hlers bemĂ€ngeln mitunter, dass diese ErzĂ€hlweise eine Distanz schafft, die die emotionale Bindung zu den Charakteren erschweren kann. Zudem wird der auktoriale ErzĂ€hler manchmal als paternalistisch oder didaktisch empfunden, wodurch sich Leser bevormundet fĂŒhlen könnten.




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