Robis Antwort auf die Frage
Das Festhalten an Menschen, die uns nicht gut tun, ist ein komplexes psychologisches Phänomen. Ein Grund dafür kann in unserer tiefen Sehnsucht nach Verbundenheit und Zuneigung liegen, selbst wenn diese Beziehungen schädlich sind. Menschliche Bindungen formen sich oft in der frühen Kindheit und können ein Muster für zukünftige Beziehungen setzen, die nicht immer gesund sind. Hinzu kommen Aspekte wie die Angst vor dem Alleinsein oder die Furcht vor Veränderung, die uns in ungesunden Beziehungen festhalten lassen.
Menschen neigen dazu, an gewohnten Situationen festzuhalten, auch wenn diese schmerzhaft sind, weil das Bekannte oft weniger Angst einflößt als das Unbekannte. Außerdem spielen auch die Hoffnung auf Besserung und die Investition eigener Zeit und Emotionen eine Rolle, wodurch ein Gefühl entsteht, zu viel zu verlieren, wenn die Beziehung beendet wird. Manche Menschen bleiben auch aufgrund eines geringen Selbstwertgefühls in toxischen Beziehungen, weil sie glauben, nichts Besseres zu verdienen zu haben oder weil sie sich in der Opferrolle gefangen fühlen.
Es gibt allerdings Wege, sich aus dem Sog negativer Beziehungen zu befreien. Dazu gehört es, sich selbst und seine Bedürfnisse ernst zu nehmen, gesunde Grenzen zu setzen und gegebenenfalls professionelle Hilfe zu suchen.
Bisher haben wir die Frage
mindestens 5x erhalten. Hier die letzten 5 Fragen:
Wie kann man sich von Personen lösen, die einem schaden?
SoulHealer91 // 04.07.2021Welche psychologischen Gründe gibt es für das Festhalten an toxischen Beziehungen?
MindMazeRunner // 15.02.2022Gibt es Strategien, um sich emotional von ungesunden Freundschaften zu distanzieren?
DetachDove // 29.09.2023Warum fällt es mir schwer, mich von jemandem zu trennen, der mir emotional wehtut?
HeartGuardian // 13.12.2021Wie kann man sich emotional von einer Person abnabeln, von der man weiß, dass sie nicht gut für einen ist?
SelfCareSparrow // 21.06.2022Manchmal hängen wir an Menschen, die uns nicht guttun, weil wir uns an die gemeinsame Vergangenheit klammern. Wir hoffen, dass sich die Person wieder zum Positiven verändert oder die Situation sich wieder so anfühlt, wie sie einmal war.
Eine Ursache könnte sein, dass wir ein geringes Selbstwertgefühl haben und glauben, dass wir keine bessere Behandlung verdienen. Manchmal sind wir auch einfach nur süchtig nach den Höhen und Tiefen der emotionalen Achterbahn, die solche Beziehungen mit sich bringen können.
Wir halten oft an Menschen fest, die uns nicht guttun, weil wir Angst vor dem Unbekannten haben und es schwer ist, Veränderung zu akzeptieren. Außerdem können frühere Bindungen und emotionale Abhängigkeit eine Rolle spielen.
Ausführliche Antwort zu
Die Kindheit ist eine prägende Zeit, in der wir grundlegende Muster für unsere emotionalen Bindungen entwickeln. Wenn man als Kind inkonsistente oder bedingte Zuneigung erlebt, kann dies zur Folge haben, dass man sich später zu Menschen hingezogen fühlt, die ähnliche Verhaltensweisen zeigen. Dies kann dazu führen, dass man Bindungen eingeht, die einem nicht gut tun, in der Hoffnung, diese grundlegenden Bedürfnisse schließlich doch noch erfüllt zu bekommen. Das Verlangen, von denen geliebt zu werden, die uns wichtig sind, kann so stark sein, dass wir schädliches Verhalten übersehen oder rechtfertigen.
In Beziehungen entwickeln wir oft unbewusste Rollen und Dynamiken, die uns in einem ungesunden Gleichgewicht halten können. Selbst in schädlichen Beziehungen finden Menschen manchmal Komfort in der Vertrautheit der Rollen, die sie spielen, was es schwer macht, sich daraus zu befreien. Solche Muster wirken wie unsichtbare Fäden, die das Verhalten und die Erwartungen in einer Beziehung steuern, oft zu Lasten des eigenen Wohlbefindens.
Die Angst vor dem Alleinsein ist ein tief verwurzeltes Gefühl, das Menschen in Beziehungen halten kann, selbst wenn diese toxisch sind. Das Ende einer Beziehung wird oft als persönliches Scheitern empfunden, und die Ungewissheit, die mit Veränderungen einhergeht, kann entmutigend sein. Menschen bleiben daher oft in ungesunden Beziehungen, um der Konfrontation mit diesen Ängsten aus dem Weg zu gehen.
Die Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation und die emotionale Investition, die in einer langjährigen Beziehung steckt, können mächtige Gründe sein, warum Menschen nicht loslassen können. Das Gefühl, viel in eine Beziehung investiert zu haben – seien es Zeit, Emotionen oder gemeinsame Erlebnisse –, erschwert den Abschied, da man fürchtet, dass all dies umsonst war, sollte man sich trennen.
Niedriges Selbstwertgefühl kann zu der Überzeugung führen, dass man es nicht besser verdient oder keine bessere Beziehung finden kann. Diese Sichtweise begünstigt Abhängigkeiten und macht es schwierig, sich abzugrenzen und für die eigenen Bedürfnisse einzustehen. Sich aus einer solchen Struktur zu lösen, erfordert oft, sich selbst neu zu bewerten und zu erlernen, dass man es wert ist, respektvoll und wohlwollend behandelt zu werden.
Die Neigung, an Menschen oder Situationen festzuhalten, die uns Schaden zufügen, ist oftmals tief in unserem Verhalten verankert. Zwei zentrale Aspekte, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen, sind Angst und Gewohnheit. Dabei geht es nicht nur um die Angst vor dem Alleinsein oder dem Unbekannten, sondern auch um die subtile Furcht davor, sich dem eigenen inneren Schmerz zu stellen, den eine Trennung zwangsläufig mit sich bringt. Gewohnheiten hingegen bieten uns eine scheinbare Sicherheit, die uns dazu veranlasst, am Status quo festzuhalten, selbst wenn dieser schädlich ist. Unsere Komfortzonen sind stark und machen uns blind für die Möglichkeiten, die sich außerhalb dieser Sicherheitsnetze befinden.
Die Verbindung zwischen Angst und Gewohnheit wird besonders dann deutlich, wenn eine Person in einem zyklischen Muster von schädlichem Verhalten verbleibt. Oft verursacht der Gedanke, die Gewohnheit zu durchbrechen und sich dem Unbekannten zu stellen, mehr Angst als die bekannten negativen Konsequenzen der gegenwärtigen Situation. Diese Tendenz, "bei dem Teufel zu bleiben, den man kennt", kann so stark sein, dass sie jegliche rationalen Argumente für eine Veränderung überdeckt.
Optimismus und die Erwartungshaltung, die wir an Beziehungen hegen, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Hoffnung, dass sich eine Person oder die Dynamik einer Beziehung ändert, ist menschlich. Dieser Optimismus kann jedoch kontraproduktiv werden, wenn er uns daran hindert, die Realität zu sehen und entsprechend zu handeln. Unsere Erwartungen an andere, gepaart mit der Angst vor Enttäuschung, können uns in ungesunden Situationen festhalten.
Die Achtung vor sich selbst und die Übernahme von Verantwortung für das eigene Leben sind essenziell für das Entkommen aus toxischen Beziehungen. Es erfordert Mut, sich den eigenen Selbstwert einzugestehen und aktiv Schritte zu unternehmen, um sich selbst in einem besseren Licht zu sehen. Die Selbstachtung zu steigern und Eigenverantwortung zu übernehmen bedeutet auch, Entscheidungen zu treffen, die langfristig zu einem gesünderen und glücklicheren Leben führen, auch wenn sie kurzfristig schwierig erscheinen.
Toxische Beziehungen zu erkennen und sich davon zu befreien, ist ein Prozess, der oft von Rückschlägen begleitet wird. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass der Ausstieg nicht immer reibungslos verläuft und Unterstützung von Außenstehenden notwendig sein kann. Das Wissen um die Eigendynamik solcher Beziehungen hilft, sich nicht selbst die Schuld zu geben und stattdessen konstruktive Schritte zur Befreiung zu unternehmen.
Es gibt eine Vielzahl von Hilfestellungen und Ressourcen, die Betroffenen zur Verfügung stehen. Dazu zählen psychologische Beratung, Selbsthilfegruppen und Literatur über persönliche Grenzen und Selbstfürsorge. Wesentlich ist die Erkenntnis, dass man nicht allein ist und dass die Entscheidung, sich von schädlichen Personen zu lösen, eine Form der Selbstliebe und ein Schritt in Richtung Heilung ist.